Zehn Grundregeln zur Erstellung eines Finanzmodells

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Ein Finanzmodell ist ein mathematisches Modell zur Darstellung der finanziellen Konsequenzen von Entscheidungen und dient häufig als Entscheidungsgrundlage bei der Abwägung von strategischen Handlungsalternativen durch das Management. Daher hat sich die Finanzmodellierung zu einer wichtigen Disziplin im Finanzwesen entwickelt. Doch Zeitdruck, Unerfahrenheit der Modellierer oder hohe Komplexität des Modells können zu einer fehlerhaften Umsetzung und somit zu schwerwiegenden Fehlentscheidungen führen. Um einerseits Fehler zu vermeiden und andererseits nachvollziehbare, erklärbare und konsistente Finanzmodelle erstellen zu können, sind klare Regeln und Standards unerlässlich. Aus diesem Anlass haben wir die folgenden Zehn Grundregeln zur Erstellung eines Finanzmodells zusammengestellt:

  1. Stellen Sie einen Modellplan auf. Bevor die erste Zelle befüllt wird, muss geklärt sein, welche wesentlichen Fragen von dem Modell beantwortet werden sollen, welche Annahmen dafür im Modell getroffen werden müssen und welche Komponenten das Finanzmodell beinhalten soll.

  2. Stellen Sie kritische Fragen und bleiben Sie im stetigen Austausch mit den Beteiligten. Die Beschaffung der richtigen Informationen ist einer der schwierigsten und wichtigsten Teile des Modellierungsprozesses. Ein guter Modellierer versteht jegliche Aspekte des Projekts und wird so zu einem zentralen Ansprechpartner im Gesamtprozess.

  3. Setzen Sie das Modell wie eine Präsentation auf. Ein nachvollziehbares Finanzmodell beginnt mit einem Deckblatt, einem Executive Summary, gefolgt von den grundlegenden Inputs und Annahmen auf separaten Tabellenblättern. Erst dann folgen die Berechnungen der einzelnen Posten und die Finanzberichte sowie ggf. Szenarien.

  4. Geben Sie niemals harte Zahlen in Formeln ein. Dateninputs sollten stets getrennt von den Berechnungen auf separaten Annahmen- oder Dateninputblättern aufgeführt werden. Formeln wie „=A7 * 0,75 + 3" sind für den Leser eines Finanzmodells in den meisten Fällen unverständlich.

  5. Erstellen Sie ein Szenario-Tabellenblatt, um mehrere Dateiversionen eines Finanzmodells zu vermeiden. Auf diesem Tabellenblatt werden schwer prognostizierbare Annahmen in mehreren unterschiedlichen Ausprägungen (z.B. Best-, Mid- und Worst Case) hinterlegt. Mithilfe von vordefinierten Steuerelementen lässt sich so in einer Datei einfach zwischen unterschiedlichen Annahmen wechseln.

  6. Setzen Sie die Berechnungen (z.B. Umsatzplanung, Berechnung der Abschreibungen) und die abschließenden Finanzberichte (z.B. Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz, Kapitalflussrechnung) vertikal in einem Tabellenblatt auf. So kann die Anzahl der Tabellenblätter deutlich reduziert werden. Formeln werden so für den Leser transparenter.

  7. Führen Sie die Berechnungen der einzelnen Posten separat durch. Führen Sie z.B. für die Umsatzerlöse eine klare Herleitung aus Preisen und Absatzmengen durch.

  8. Führen Sie keine Berechnungen in den Finanzberichten durch. Verlinken Sie lediglich zu ihren separaten Berechnungen, um die Fehleranfälligkeit ihres Modells zu reduzieren.

  9. Nutzen Sie einfache Formeln in den Berechnungstabellen. Dies wird vor allem durch die letzte Grundregel ermöglicht.

  10. Verlinken und wiederholen Sie die getroffenen Annahmen erneut in Ihren Berechnungstabellen, damit Sie in den Formeln nicht zwischen Tabellenblättern springen müssen. Durch die farbliche Trennung von Inputs, Verlinkungen und Formeln bleibt die Excel Datei übersichtlich.

Wir unterstützen Sie gern bei der Erstellung oder Überprüfung Ihrer Finanzmodelle und stellen sicher, dass die heute geforderten Qualitätsstandards eingehalten werden, um Ihnen eine verlässliche Entscheidungsgrundlage bieten zu können und Sie vor kostenintensiven Fehlentscheidungen zu bewahren.

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